Mein persönliches Zwischenfazit zum Verkehrsversuch Fackenburger Allee

Ich bin zugegebenermaßen kein Radfahrer, aber als ÖPNV-Nutzer, Fußgänger und PKW-Fahrer (auch in der Reihenfolge von der Häufigkeit her) bin ich oft mehrfach am Tag auf der Fackenburger Allee unterwegs.

Fangen wir vielleicht mit dem positiven an. Es gibt Stadteinwärts kaum noch Stau vor der Bahnhofsbrücke bzw. dem Lindenteller. Da hat es sich vorher fast immer gestaut, das ist weitestgehend weg. Ist bei näherer Betrachtung aber auch nicht ungewöhnlich, es staut sich bereits vorher einspurig und dann können halt längst nicht so viele gleichzeitig in den staugefährdeten Abschnitt hinter der Einmündung Ziegelstraße reinfahren, wo es wieder zweispurig wird.

Einen Komplettstau (also von Anfang bis Ende) habe ich tatsächlich auch noch nicht erlebt, das gebe ich zu habe ich anders befürchtet.

Allerdings ist es jetzt bei uns zuhause zu bestimmten Zeiten schwerer aus der Straße zu kommen – da stauen sich jetzt nicht nur die Autos, die auf die Autobahn wollen, sondern auch die Autos die auf die linke Spur wegen der beginnenden Bus-/Radspur wechseln müssen.

Parkplätze am Straßenrand gibt es jetzt (sieht man mal von dem ganz unteren Abschitt ab) reichlich, weil man halt nur noch eine bzw. zwei Stunden parken darf. Ich habe überlegt, ob man das jetzt ins positive packen darf, denn vorher standen da überwiegend Pendler. Morgens hin, in den Bus oder zu Fuß weiter, abends zurück. Wo die jetzt stehen: keine Ahnung, ich vermute, in den Seitenstraßen verteilt (ich selbst wohne in einer 20 Meter Stichstraße, die auf einem kleinen Platz endet, wer sich hier rein verirrt, fährt postwendend wieder raus 😉 ) Da die Plätze jetzt (wie gesagt bis auf ganz unten) überwiegend leer stehen, werden sie wohl nicht wirklich gebraucht, warum da nicht die Pendler wieder parken dürfen erschließt sich mir nicht (stimmt: Lieferdienste. Aber die stehen nach wie vor lieber am Straßenrand auf der Bus- / Radspur).

Fahrräder: also Massen von Fahrrädern sind da nicht, die Busse haben meistens freie Fahrt (und das ist durchaus positiv). Ungefähr die Hälfte aller Fahrräder, die die Spur nutzen, wechselt bei Annäherung eines Busses bei der nächsten Gelegenheit auf den alten Fahrradstreifen (eigentlich verbotenerweise). Manchmal überholen Busse Räder auch auf der PKW-Spur, das gibt es durchaus, ist aber zur Hauptverkehrszeit selten Gelegenheit zu, dazu ist die Fahrspur meist zu voll.

Als Fußgänger sind die breiteren Fußwege durchaus angenehm, man muss nur aufpassen dass man nicht doch über den Haufen gefahren wird, dazu sind noch zu viele Radfahrer auf den alten Fahrradwegen unterwegs (und von denen sehen viele das nicht ein, das das jetzt ein Fußweg sein soll).

Richtige Unfälle habe ich noch keinen gesehen, allerdings diverse Beinahe-Unfälle – sei es durch abenteuerliche Konstruktionen beim verbotenen Links-Abbiegen (neulich hat doch glatt jemand bei Lidl die Absperrungen um das Links-abbiegen auch physisch zu verhindern umfahren wollen, hat aber nicht damit gerechnet, dass der Wendekreis seines Autos das in einem Zug nicht erlaubt) oder durch Fahrradfahrer, die ohne nach hinten zu schauen vor einem Bus auf die Straße fahren (und selbst wenn sie schauen wird gerne unterschätzt, dass ein Bus nun mal nicht so schnell zu bremsen ist, wenn der Busfahrer nicht riskieren will, dass ihm seine Passagiere durch den Bus fliegen).

Auch immer wieder Probleme gibt es beim abbiegen nach rechts. Da werden Radfahrer oder Busse übersehen, oder PKWs wechseln zu früh auf die Abbiegespur (an den meisten Stellen darf man erst über die Rad- bzw. Busspur auf die Abbiegespur wechseln, wenn diese schon begonnen hat, das ist in aller Regel erst auf der gleichen Höhe wie die Abbiegespur beginnt, sollte aber meiner Meinung nach schon etwas vorher sein, man fährt ja schräg rüber mit dem Auto). Ein / zweimal habe ich es auch schon erlebt, dass die Abbiegespur „voll“ war, aber noch Leute abbiegen wollten. Da bleibt dann entweder nur die einzige Fahrbahn zu blockieren (was denke ich rechtlich gesehen die richtige Verhaltensweise ist, aber von den nachfolgenden eher mit Hupen quittiert wird) oder aber auf der Fahrrad- / Busspur zu stehen (das werden die meisten machen). Früher konnte man dann wenigstens noch auf die 2. Spur ausweichen.

Umwelt: das kann ich natürlich mangels eigener Messungen nicht sagen, aber weniger Verkehr ist nicht – er verteilt sich nur anders. Wenn ich sehe, was ich alleine schon an Umwegen fahren musste, weil man nicht nach links abbiegen darf (und ich fahre nun wirklich nicht oft Auto) kann ich mir nicht vorstellen, dass die Umweltbilanz mit dem Versuch besser sein soll, in der Gesamtabrechnung kann das eigentlich nur schlechter sein. Allerdings verteilt es sich auch hier anders und wenn man die vorhanden Messstellen nimmt, kann ich mir schon vorstellen, dass man am Ende behaupten wird, dass der Verkehrsversuch weniger Abgase verursacht hat (was für die einzelne Messstelle vielleicht stimmt, auf die Gesamtheit aber nie und nimmer)

Der ganze Straßenzug war vorher vor allem für die Radfahrer sicherlich an vielen Stellen nicht optimal (aber auch nicht katastrophal, da gibt, es gerade in Lübeck denke ich sehr viel schlimmere Stellen), der Verkehrsversuch macht aber die ganze Straße für einen eher fragliche Verbesserung für wirklich alle Verkehrsteilnehmer um einiges gefährlicher. Dass da bis jetzt nichts wirklich Schlimmes passiert ist, ist meiner Meinung nach pures Glück (und ja, wenn was passiert, liegt es an Fehlverhalten einzelner Verkehrsteilnehmer, seien sie motorisiert oder nicht – an was denn sonst, technische Probleme kommen zwar natürlich auch vor, sind aber ja doch wesentlich seltener)